... Kai Sikorski, Mental Coach
Es ist früh Morgens. Vielleicht ist es noch dunkel und der Himmel erhellt sich langsam. Obwohl der Tag warm wird, hast du noch eine Jacke an. Du lässt deinen Blick über den Platz schweifen. Kübel werden vorbereitet, Pferde grasen, die Stimmung ist friedlich und voller Vorfreude. Neben dir hältst du dein Pferd, es kann kaum stillstehen. Denn es weiss, genau wie du: Auf diesen Tag haben wir uns lange vorbereitet. Was denkst du? Wie fühlst du dich?
"Eins, zwei, drei." Auf drei schwingst du dich in den Sattel. Sofort nimmst du die Zügel auf, damit dein Pferd nicht sofort los läuft. Unter dir spürst du das kalte Leder des Sattels. Dein Groom hält deine Jacke. Obwohl du nur ein T-Shirt trägst, spürst du die morgendliche Kälte kaum. Was denkst du? Wie fühlst du dich?
Egal ob EVG1 oder CEI***. So oder so ähnlich kennen wir diese Situation. Ich persönlich habe Bauchschmerzen vor dem Start. Ich hoffe immer, dass ich beim Start nicht vom Pferd falle. Ich versuche zu erraten, wo ich mich beim Start ungefähr eingliedern muss, dass wir ja nicht zu schnell sind. Ich sehe die MitkonkurrentInnen und bin mir sicher, dass sie heute mehr Erfolg haben werden als ich. Schliesslich reiten sie unter der französischen oder italienischen Flagge. Wir SchweizerInnen können niemals das erreichen, was sie erreichen. Sie haben die besseren Pferde, die besseren Trainingsmethoden. Vielleicht glaubst du, dass dein Pferd nicht mehr als 50km laufen kann. Oder nicht schneller als 15km/h. Vielleicht glaubst du, wie ich, dass du dein Pferd verschleisst, wenn du schneller gehst. Vielleicht denkst du, wie ich, dass du es nicht verdient hast, erfolgreich zu sein. Oder dass die Möglichkeit, zu gewinnen, sowieso sehr gering ist. Sieh dir nur diese Tempi an!
Im Dezember 2020 habe ich eine wirklich gute Entscheidung getroffen. Ich habe mich entschieden, mir selbst nicht mehr zu glauben. Ich lernte Kai Sikorski kennen und entschied mich sehr schnell, mit ihm zusammen zu arbeiten. Woche um Woche lerne ich, wie sehr uns unsere eigenen Gedanken und Glaubenssätzen den Weg zum Erfolg versperren.
Denn:

5 Fragen
Frage 1: Welche Fähigkeiten und Eigenschaften haben SiegerInnen?
SiegerInnen sehen ihren Erfolg bereits, bevor er eingetreten ist. Dadurch sind sie vorbereitet, dass sie ihn erleben können. Sie sehen den Erfolg mit einer bestimmten Selbstverständlichkeit. So ist es für sie selbstverständlich, dass er eintreten wird.

Frage 2: Was unterscheiden Personen, welche bereits siegen, von Personen, die unbedingt siegen wollen, es jedoch nicht erreichen?
Wenn man etwas will, dann bedeutet das nicht zugleich, das man es erreicht. Der Körper des Siegers oder der Siegerin hat bereits erlebt, wie es ist zu siegen*. Jemand, der den Erfolg nur will, treibt ihn durch sein Wollen vor sich her. Er sieht das Ziel immer vor sich, aber er wird es nie erreichen. Das ist, als würde man einem Pferd eine Karotte vorhalten. Das Pferd wird immer zur Karotte wollen, aber es wird sie nie erreichen. Eine Siegerin oder ein Sieger weiss, dass er oder sie die Karotte nur selbstverständlich nehmen muss.
*durch Visualisieren, o.ä. Übungen.
Frage 3: Wieso stellen wir uns selbst in den Weg wenn wir siegen wollen, es aber nicht tun? Das kann unterschiedliche Ursachen haben. Die häufigste Ursache ist, dass Menschen es sich nicht erlauben, weil sie Angst vor der eigenen Grösse haben. Manche Menschen, die plötzlich einmal siegen, so wie bei einem One-Hit-Wonder, sind plötzlich von ihrer eigenen Grösse überwältigt und können damit nicht umgehen. Sie stossen diesen Erfolg quasi wieder ab. Möglich ist auch, dass es Schuldgefühle gibt. Ein typischer tief eingeprägter Glaubenssatz, der Erfolg verhindert lautet zum Beispiel: «Ich darf nicht so herausstechen und ich sollte nicht so dick auftragen.»
Frage 4: Wieso kann man mit positivem Denken die Leistung verbessern?
Ersetzen wir am besten das Wort «positiv» mit «dienlich». Positiv ist in dem Fall das, was für eine Leistungssteigerung dienlich ist. Dafür dienlich sind solche Gedanken, die die Leistung eben verbessern. Das klingt banal, nicht wahr?
Es ist so, dass unsere Gedanken die Grundlage sind für unsere Worte und unsere Aktionen. Und wenn wir die Gedanken so ausrichten, dass sie dienlich sind für die Leistungssteigerung, dann werden unsere Worte und Taten auch leistungssteigernd sein. Beispielsweise sage ich: «Ich trainiere nun effizienter». Verankere ich diesen Satz tief in meinem Bewusstsein, werde ich ganz selbstverständlich die Dinge sehen, die eine Leistungssteigerung begünstigen. So werde ich Schritt für Schritt mein Training verändern, damit ich mehr Leistung erziele.
Die ständige und fokussierte Ausrichtung auf ein Ziel, bringt es vermehrt zum Vorschein. Dann muss man es «nur» noch erlauben umzusetzen.
Frage 5: Wenn ich denke, ich kann nicht mehr, sollte ich...
(lacht)... bis fünf zählen. Wenn ich dann immer noch kann, dann zähle ich nochmals bis fünf. Und wenn ich dann immer noch kann, zähle ich nochmals bis fünf. Bis dieser Gedanke «ich kann nicht mehr» weg ist. Das ist eine simple Variante.
Allgemein gesprochen, muss man sich in dieser Situation bewusst werden, dass dieser Zustand, wie alles andere im Leben auch, nur temporär ist. Ich sage: "Aha, da ist dieser Gedanke. Schön, dass du dich mal wieder zeigst. Und nun darfst du auch wieder gehen." Dann ist es nur noch ein abwarten, bis er verschwindet.

Bonusfrage 6: Die beste Einstellung gegenüber meinem Partner Pferd, ist...
... zu sagen: "Ich bin mein Pferd." Eins zu werden mit ihm.


Kai Sikorski ist Mental Coach für Spitzensporter.
Auf seiner Website 5dcoaching.ch erfährst du alles über ihn und seine tolle Arbeit!
5 Fragen an... habe ich lanciert, um die verschiedenen Facetten des Distanzreitens aufzuzeigen. Unser Sport ist einzigartig. Es gibt so viele Personen, Themen, Ideen und Theorien, die meiner Meinung nach viel zu wenig betont werden. Falls du Vorschläge hast, oder eine interessante Person kennst, kannst du mich gerne kontaktieren!